ISO 20022 Registration Management Group (RMG) Plenary Meeting

Die Weichen für eine neue Ära sind gestellt. Ein Rückblick auf das virtuelle ISO/TC 68 Plenary Meeting der RMG vom 22. September 2020.

Was ist die RMG?

Die Registration Management Group (RMG) ist das ranghöchste Governance-Gremium mit Zuständigkeit für die Implementation des ISO 20022 Standards.

Die RMG stellt sicher, dass der Registrierungsprozess effizient abläuft und adressiert die Herausforderungen im Zusammenspiel mit der ISO 20022 Registration Authority, u.a. die Einsetzung oder Auflösung von Komitees, z.B. den Standards Evaluation Groups (SEGs). Insbesondere überprüft und genehmigt die RMG die sogenannten Business Justifications. Das sind Anträge für die Entwicklung von neuen ISO 20022 Message Sets.

Die Schweizer RMG-Delegation wird von Rainer Vogelgesang (SIX Securities Services, head of Swiss RMG delegation) und Albert Apolloner (SIX Banking Services, alternate member of Swiss RMG delegation) gestellt. Weiterhin amtet Martin Walder (SIX Banking Services) als Convenor der ISO 20022 Technical Support Group (TSG) in einer RMG-ex-officio-Rolle.

Rückblick auf das Plenary Meeting 2020

An der Plenarsitzung vom 22. September 2020 stellt die ISO 20022 Registration Management Group (RMG) die Weichen, um die Praxistauglichkeit des ISO 20022-Standards auch für die zukünftigen Herausforderungen sicherzustellen.

Seit der Einführung des ISO 20022-Standards in 2004 dominierten bis anhin die Themen im Zusammenhang mit der Entwicklung von sogenannten ISO 20022-Message-Sets die Agenda der RMG. Neuerdings verschieben sich die Schwerpunkte immer deutlicher in Richtung der Implementation von ISO 20022. Sei es in Bezug auf die ISO 20022-Message-Sets oder die neuen Technologien wie Application Programming Interfaces (APIs).

Die RMG hat sich frühzeitig diesen Herausforderungen gestellt.

ISO 20022 – Globaler Standard mit Anspruch auf regionale Relevanz

Der ISO 20022-Standard bewegt sich im Kräftefeld zwischen internationalem Standard auf der einen Seite und dem Anspruch auf regionale oder lokale Relevanz auf der anderen.

Immer häufiger treten die Herausforderungen zutage, den umfangreichen globalen ISO 20022-Standard auf die lokalen Erfordernisse zuzuschneiden und damit beherrschbar zu gestalten. Die Definition von lokalen oder regionalen Market-Practices spielt dabei eine besondere Rolle. Erst durch die Definition einer lokalen Market Practice mit den in einem Markt relevanten Business-Elementen der ISO 20022-Meldungen werden die Versprechung eines effizienten Standards einlösbar.

Die chinesische RMG-Delegation präsentierte sehr eindrücklich die eigenen Anstrengungen im chinesischen Markt, wobei der ISO 20022-Standard zunächst in chinesische Sprache übersetzt für lokale Player verfügbar gemacht wird. Dies bildet die Grundlage für die Entwicklung von ISO 20022-Message-Sets, um die noch proprietären Businessprozesse im lokalen Market auf den ISO 20022 Standard zu heben. Hierbei soll auch eine lokale Spiegelstruktur der ISO 20022-Gremien unter RMG-Governance aufgebaut werden, u.a. eine lokale Registration Authority, die bei der Modellierung von ISO 20022-Businessprozessen Unterstützung bietet.

Damit das Zusammenspiel von Standard und Market Practice als Voraussetzung für lokale Implementationen von ISO 20022-Messsage-Sets in den Business-Anwendungen und operativen Prozessen der Marktteilnehmer optimal gestaltet werden kann, ruft die RMG zwei neue Working Groups ins Leben, eine ‚RMG Market Practice Guidance Group‘ und eine ‚Working Group for local needs for ISO 20022 implementations‘. Die SASFS wird sich an diesen Arbeitsgruppen beteiligen, um die Erfahrungen aus den ISO 20022-basierten Businessprozessen im Schweizer Markt (z.B. Zahlungsverkehr und Investmentfonds) in die Diskussion einzubringen und auch weiterhin für die zukünftigen Implementationen (z.B. Wertschriften) auf ausgereifte Best-Practices für die Definition von Market-Practice-spezifikationen zurückgreifen zu können.

Der Bericht des Committee on Payments and Market Infrastructures (CPMI) unter der Schirmherrschaft der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) über die Herausforderungen bei grenzüberschreitendem Zahlungsverkehr  (cross-border payments) zeigte sehr anschaulich auf, dass es eines grossen Koordinationsaufwands bedarf. Das Financial Stability Board (FSB) wird seinen Effort mit dem CPMI, weiteren internationalen Organisationen und den Normierungsgremien koordinieren, um im Rahmen einer gemeinsamen, öffentlich-privaten Vision eine Roadmap zur Verbesserung der grenzüberschreitenden Zahlungsverkehrs zu erstellen. Die Roadmap umfasst regulatorische, politische und operationelle Belange. Dabei spielen u.a. auch Market Practices, verbesserte Datenqualität, harmonisierte ISO 20022 Versionen und API-Protokolle eine Rolle.

Der ISO 20022-Standard



Der ISO 20022-Standard beinhaltet ein logisches Datenmodell (das sogenannte business model), organisationsübergreifende Workflows sowie entsprechende Meldungstypen. Die Meldungstypen stehen als XSD-Dateien frei zur Verfügung. Der ISO 20022-Standard ist syntax-neutral, so dass auch neue, zukünftige, physische Syntaxen und Schnittstellentechnologie (z.B. APIs) für die Spezifikation von ISO 20022-Ressource-Komponenten genutzt werden können.

Application Programming Interfaces (API) – the new kids on the block

In zunehmendem Masse etablieren sich API-Technologien als valide Alternative zum klassischen Messaging und bieten innovative, technische Optionen zur Automatisierung von Businessprozessen im Finanzbereich.  

Der ISO 20022-Standard mit seinem umfassenden semantischen Modell aller Businessprozesse im Finanzbereich scheint wie geschaffen, um auch für API-basierte Schnittstellen die semantische Basis zu bereiten.

Nach der Entwicklung der technischen Spezifikation für ‚Web-service-based application programming interface (WAPI) in financial services‘ (ISO/TS 23029) Anfang 2020 arbeitet die RMG auch ihrerseits an der Unterstützung von APIs durch den ISO 20022-Standard und den zugehörigen Prozessen. Als nächster Schritt ist die Registrierung von API-Ressource-Komponenten im ISO 20022-Repository vorgesehen. Zur Ausarbeitung der Registrierungsprozesse plant die RMG eine Pilotgruppe einzusetzen, die anhand geeigneter Use Cases die bereits vorliegenden, initialen Entwürfe für den Registrierungsprozess verifiziert und allenfalls für die Erfordernisse in der Praxis weiter optimiert. Nach dem erfolgten Startschuss für diese Gruppe seitens der RMG wird die SASFS sich an dem call-for-candidates beteiligten, um die Erfahrungen mit den API-basierten Lösungen im Schweizer Finanzplatz in die Pilotgruppe einzubringen und die Registrierungsprozesse auf die Erfordernisse des Schweizer Markts möglichst auszurichten.

Es steht zu erwarten, dass eine gut abgestimmte und harmonische Integration von API-Techniken in die Registrierungsmodalitäten und Businessprozesse des ISO 20022-Standards für die Verbreitung des ISO 20022-Standards einen weiteren Push bewirken werden.

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